Schatten
Assoziation: - Verborgen, dunkle Seite eines Bildes.
Fragestellung: - Was bin ich bereit zu erhellen?
Allgemein:
Wir träumen häufig, daß jemand bei uns einzubrechen versucht - vielleicht an den Fenstern herumprobiert oder an die Tür hämmert. Sehr oft ist die Traumgestalt (jemand, den wir hassen oder fürchten) unser Schatten - eine wichtige Figur in unseren Träumen. Menschen gestehen sich eigene Fehler nur widerwillig ein. Läßliche Sünden wie Schwindeleien oder Temperamentausbrüche geben wir vielleicht noch eher zu, doch unsere schlimmsten Charakterfehler sind so tief im Unbewußten vergraben, daß wir sie fast automatisch verleugnen. Jung vertrat die Ansicht, daß sie uns dennoch im Traum gezeigt würden, und zwar von unserem 'Schatten', der alles darstellt was wir an uns selbst hassen. Im Wachleben kann man manchmal den Schatten anderer einfach dadurch identifizieren, daß man den Betreffenden fragt, welcher Art Mensch ihm wirklich zuwider ist. Weil unsere Vorurteile und Laster so gründlich vergraben sind, erkennen wir unseren Schatten nur widerwillig, selbst wenn er (oder sie, doch der Schatten nimmt meist männliche Gestallt an) uns im Traum begegnet. Wir entziehen uns oft der Verantwortung, indem wir Züge, die wir abscheulich finden, anderen in die Schuhe schieben. Jung ermutigte bei der Traumanalyse die Träumer, mehr über ihren Schatten herauszufinden, sich mit ihm abzufinden oder sogar anzufreunden - es könnte ein Bekannter oder eine bekannte Persönlichkeit sein (bei Prominenten erkennen wir häufig Charakterzüge wieder, die wir verabscheuen, jedoch selbst besitzen und dies auch wissen). Jedenfalls können wir von genau der Figur, die all unsere ärgsten Charakterfehler zu verkörpern scheint, viel über uns selbst erfahren. Dies ist ein schmerzhafter Prozeß, der am besten im Rahmen einer Psychoanalyse stattfinden sollte.
Psychologisch:
Der Schatten ist ein sehr vieldeutiges Traumbild. Das, was nicht hell und klar zutage tritt, das Ungewisse, das uns Furcht einjagt. Er kann vor allem auf ein gestörtes Selbstwertgefühl des Träumenden hinweisen, wenn dieser sich im Traum im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten gestellt vorkommt. Schatten steht allgemein für unbewußte Vorgänge und Inhalte, die man erhellen, also bewußt machen und verarbeiten muß. Dabei kann es sich um verdrängte Erfahrungen, Scham, Schuldgefühle oder Ängste handeln, manchmal auch um Ereignisse, die unmerklich vorbereitet werden und ihre Schatten vorauswerfen. Für die Traumdeutung müssen der Gesamtzusammenhang berücksichtigt werden und vor allem die Gegenstände oder Personen, die ihre Schatten werfen. Weitere Deutungen sind nach folgenden Begleitumständen möglich:
- Sehen wir im Traum einen Schatten, und sei es nur unser eigener, bilden wir uns im Wachleben ein, daß wir nicht zurechtkommen, es fehlt uns an Mut, wir fürchten uns vor allem und jedem - eine Angst, die manchmal schon an Verfolgungswahn grenzt.
- Eigenen Schatten sehen kündigt Sorgen und Schwierigkeiten an.
- Sitzen wir aber im Schatten, während die Sonne scheint, wird sich bald eine Angelegenheit zu vollster Zufriedenheit klären lassen.
- Im Schatten stehen kann anzeigen, daß man durch andere beschützt oder stark beeinflußt wird,- manchmal kommt darin auch Enttäuschung oder Verbitterung zum Ausdruck, weil man auf der Schattenseite lebt.
- Schattenspiel warnt vor Hinterlist und Täuschung anderer.
- Schattenhafte Personen sehen besagt, daß man sich in seinem Stolz verletzt fühlt und glaubt, von jemanden in den Schatten gedrängt und übergangen worden zu sein.
Volkstümlich:
(arab. ) :
- sehen: deutet auf Verfolgung,-
- darin stehen: du wirst unterdrückt,-
- im Schatten sitzen oder sich sitzen sehen: man wird von einer nahestehenden Person betrogen werden,-
- den eigenen sehen: kündigt ein verhängnisvolles Erlebnis an,- Krankheit und Todesfall,- auch: löse dich schleunigst aus unguten Verbindungen,-
- anderer Leute: sei wachsam vor Dieben.
(europ.) :
- als Warntraum in unsicherer Lage aufzufassen,- man möchte in einer Angelegenheit eine Klärung herbeiführen,- auch: Gewinn aufgrund einer Rechtsangelegenheit,-
- von Gegenständen sehen: man wird durch eingebildete Gefahren beängstigt werden,-
- sehen: gilt für Angst und manchmal Schande,- Kummer erleben,-
- bei heißem Wetter im kühlen Schatten gehen oder sich darin aufhalten: ein bedrückendes Ereignis,-
- im Schatten sitzen: Vorsicht, jemand will einem betrügen,-
- darin sein müssen, während man im Licht sein möchte: verheißt Klärung einer undurchsichtigen Angelegenheit,-
- seinen eigenen sehen: bedeutet Kummer,- man sollte sich schnellsten von unguten menschlichen Verbindungen lösen,-
- den Schatten vor sich sehen: die zukünftige Entwicklung im Leben wirft quasi den Schatten voraus,-
- den Schatten hinter sich sehen: alte Ängste und Schuldgefühle verfolgen einem auf jedem Schritt.
(ind. ) :
- eigenen sehen: Angst und Schrecken,-
- einen fremden: du bist furchtsam,-
- im Schatten gehen: du wirst dich einem drückenden Verhältnis entziehen.
(Siehe auch 'Dämmerung', 'Dunkelheit', 'Nacht', 'Sonne')
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